Fair in der Kommune

Ökologisch, günstig und fair gehandelt – bereits einige Gemeinden, Städte und Landkreise machen mit und nutzen ihre Marktmacht zur Nachhaltigkeit.

Mit Andreas Hartenfels (Sprecher für Umwelt, Frieden und Eine Welt der GRÜNEN Landtagsfraktion), Nils Wiechmann (Koordinator der Fair-Trade Kommunen RLP) und Katharina Strauß (Fachanwältin für Vergaberecht) war die Infoveranstaltung rund um Fairtrade Towns kompetent besetzt. Öko-soziale Beschaffung umfasst ein enormes Potenzial. Alleine im Beschaffungswesen investiert die öffentliche Hand jährlich Produkte und Dienstleistungen im Wert von 480 Milliarden Euro. Dazu zählen Büromaterial, Arbeitskleidungen und Baustoffe ebenso wie Getränke und Softwarelizenzen. Ökologische und soziale Aspekte spielen häufig noch eine geringe Rolle, oftmals entscheidet allein der Preis.

Die Mitglieder verpflichten sich unter anderem das Personal ihrer Verwaltungen zu schulen, zweimal im Jahr finden Vernetzungstreffen der teilnehmenden Kommunen statt. Zu den Kriterien gehören neben einer Öffentlichkeitsarbeit auch die intensive Einbindung der örtlichen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, wie Vereine und Schulen, um für die Thematik zu werben und zu sensibilisieren. Alleine in Rheinland-Pfalz gibt es mittlerweile mehr als 30 zertifizierte Fairtrade Towns, Tendenz steigend.

Anspruchsvoll aber auch besonders lohnend ist die Umstellung in der Beschaffung. Für nachhaltige Produkte muss bei der Vergabe der juristische Rahmen unbedingt stimmen. Das Vergaberecht ist von EU-Ebene aus geregelt. Für eine schrittweise Umstellung auf faire Beschaffung können Kriterien der Nachhaltigkeit und Fairness in Ausschreibungen als Standard mit aufgenommen werden, beispielsweise der Ausschluss von Kinderarbeit bei Textilien. Zur Glaubwürdigkeit der Gütesiegel und Labels muss die öffentliche Hand entsprechend Anforderungen zum Nachweis stellen. Dass fair gehandelte Produkte nicht teurer sein müssen zeigt beispielsweise die Beschaffung von Brandschutzjacken für Feuerwehren, bei denen der Unterschied im Einkauf nur einen Euro beträgt.

Die Zertifizierung als Fairtrade Town ist dabei das Ziel in einem langen Vorprozess der Umstellung. Zu Beginn empfiehlt es sich einzelne, öffentlichkeitswirksame Projekte umzusetzen. Ein idealer Start für faire Neuanschaffungen ist der Kauf von nachhaltigen Fußbällen für örtliche Kindergärten und Schulen.

Linktipps:

ELAN e. V. Rheinland-Pfalz hat einen ausführlichen Leitfaden zum Download und zur Bestellung herausgegeben, die GKomV hat zudem Musteranträge rund um öko-soziale Beschaffung in Kommunen ins GRÜNE Wurzelwerk gestellt.